In Zusammenarbeit mit der EPFL Freiburg und ECONS AG hat das von Prof. Joëlle Goyette Pernot geleitete Westschweizer Zentrum für Luftqualität und Radon croqAIR (Centre romand de la qualité de l’air intérieur et du radon) des Instituts TRANSFORM der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg eine neuartige Infrastruktur für die Radonmessung entwickelt, die demnächst installiert wird.

Dieser innovative Ansatz trägt zu einem besseren Verständnis der Einflüsse verschiedener Faktoren wie Wetter oder Geothermie auf das in
der Erdkruste allgegenwärtige natürliche, radioaktive Radongas bei. Eine Premiere in Europa!

Eine Initiative zur Förderung der Forschung zu Radon im städtischen Raum

Im Kontext der Energiewende und der Suche nach alternativen kohlenstofffreien Energiequellen stellt Geothermie eine vielversprechende Lösung dar, vorausgesetzt, dass deren Auswirkungen auf die Dynamik des Radongases im Erdreich an der Schnittstelle zum Gebäude kontrolliert werden können. Tatsächlich wächst mit der Entwicklung moderner, energieeffizienter Bautechniken auch die Zahl der Risikofaktoren, die die Luftqualität in Gebäuden negativ beeinflussen können.

Es ist bisher wenig über die Dynamik von Radon im Untergrund von Gebäuden bekannt, und noch weniger darüber, wie diese von einem Erdwärmesondenfeld beeinflusst wird. In Zusammenarbeit mit Augsburger Géothermie SA, ein Unternehmen der Grisoni-Gruppe wird das Team von croqAIR zwei 30 Meter tiefe Bohrlöcher unter dem Gebäude des Smart Living Lab (SLL) auf dem bluefactory-Gelände mit Sensoren ausstatten. Die langfristig gesammelten Daten stellen im heutigen Kontext eine äusserst wertvolle Ressource für die Radonforschung dar, da die Geothermie-Technologie auf dem Vormarsch ist und in den Böden unter den Städten des Schweizer Mittellandes immer häufiger zum Einsatz kommt.

Von der Forschung zur Weiterbildung von Fachleuten

Eine weitere Herausforderung besteht darin, mithilfe der in der Schweiz empfohlenen baulichen Massnahmen einen optimalen Schutz des SLL-Gebäudes vor dem Risiko des Eindringens von Radon zu erzielen. Die Umsetzung dieser Massnahmen in Zusammenarbeit mit der für die Bauleitung zuständigen JPF-Gruppe soll dazu genutzt werden, Bohrfirmen, Energieversorgern sowie Bauherren die nötigen Kenntnisse in diesem Bereich zu vermitteln. Ziel ist die Entwicklung von Best Practices für ein integriertes und nachhaltiges Vorgehen bei der Nutzung der Geothermie unter systematischer Gewährleistung des Schutzes des Gebäudebestands und somit der Bevölkerung.

Radon: ein unterschätztes Problem für die öffentliche Gesundheit

Radon ist in der Schweiz der einzige regulierte Innenraumschadstoff. Weltweit verursacht es 3 bis 14 Prozent aller Lungenkrebsfälle – in der Schweiz sind es 8 bis 10 Prozent, was etwa 200 bis 300 Todesfällen pro Jahr entspricht. Das Schweizer Mittelland wird immer noch als Region betrachtet, die kaum von Radon betroffen ist. Fälschlicherweise, denn seit Inkrafttreten der neuen Strahlenschutzverordnung im Jahr 2018 gilt die gesamte Schweiz als Risikogebiet. Dies bedeutet, dass in allen Landesteilen bei Neubauten oder Renovierungen das Radonrisiko bewertet werden muss, damit geeignete präventive bauliche Massnahmen ergriffen werden können.

9. April 2025